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„Mitridate“ von Porpora in Schwetzingen

Musikalische Wiederentdeckung

Mozarts „Mitridate“-Oper verdrängte andere Fassung von der Bühne. Dabei lohnt sich auch die Opernversion von Porpora

vonIrene Bazinger,

Ist es nicht großartig, dass auf dem Feld der Oper immer noch einst gefeierte, inzwischen längst vergessene Komponisten und Werke entdeckt werden können? Nicola A. Porpora gehört dazu, 1686 in Neapel geboren und gestorben 1768, damals ein erfolgreicher Komponist und bedeutender Gesangspädagoge, der in den Biografien von Georg Friedrich Händel und Johann Adolf Hasse auftauchte und bei dem Joseph Haydn in Wien Unterricht nahm. Unter ihm und mit ihm entwickelte sich der italienische Belcanto zu höchster Blüte. Aus seiner Gesangsschule gingen die gefeiertsten Virtuosen hervor, darunter etwa der legendäre Kastratensänger Farinelli.

Nicola Porpora
Nicola Porpora © gemeinfrei

Ehe man im nächsten Jahr seines 250. Todestages gedenken wird, bringt das Theater Heidelberg im Rokokotheater von Schloss Schwetzigen als deutsche Erstaufführung Porporas „Mitridate“ heraus. Diese Opera seria in drei Akten existiert in zwei Fassungen: Eine komponierte Porpora für Rom (1730), eine für London (1736). Damit machte er dem musiktheatralisch sehr erfolgreichen Platzhirschen Händel direkte Konkurrenz. 1770 wurde dann allerdings Mozarts „Mitridate, re di Ponto“ in Mailand uraufgeführt – und verdrängte alle anderen Bearbeitungen über Leben und Tod dieses bizarren kleinasiatischen Herrschers.

Deutsche Erstaufführung: „Mitridate“ von Porpora

Aber das muss nicht so bleiben! Und so inszeniert nun Jacopo Spirei unter der musikalischen Leitung von Felice Venanzoni und Davide Perniceni Porporas zweite, die Londoner „Mitridate“-Version. Die Titelrolle singt der kanadisch-koreanische Countertenor David DQ Lee, dessen Repertoire von barocker bis zu zeitgenössischer Musik reicht, vom Jazz bis zur Pop-Oper.

Mithridates VI. Marmorbüste aus dem 1. Jhd n. Chr.
Mithridates VI. Marmorbüste aus dem 1. Jhd n. Chr. © Sting/Wikimedia Commons

Auch darstellerisch wird ihm König Mitridate einiges abverlangen, galt der doch als extrem misstrauisch, zumal gegenüber seiner eigenen Familie. Als junger Mensch härtete er sich durch selbst organisierte Survival-Camps in der Wildnis und später durch kleine Gaben tödlicher Substanzen ab, um für den Fall eines Giftmordanschlags vorbereitet zu sein. Er selbst wiederum soll wohl seine Mutter und seinen jüngeren Bruder ermordet haben lassen. Durch seine Expansionspolitik geriet er in Konflikt mit Rom, der so dominanten wie verhassten Weltmacht, wodurch er im Leben kein gutes, auf der Bühne dagegen ein eindrucksvolles Ende fand.

Ein musikalischer Vorgeschmack auf „Mitridate“ von Porpora:

https://youtu.be/w-MjH378Lx0

concerti-Tipp:

Porpora: „Mitridate“
Mi. 29.11., 19:30 Uhr (Premiere)
Mit: David DQ Lee, Antonio Giovannini, Shahar Lavi, Felice Venanzoni & Davide Perniceni (Leitung) u.a.
Ort: Rokokotheater Schloss Schwetzingen

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