So wirklich einig waren sich die Kritiker bei der Uraufführung von Gustav Mahlers vierter Sinfonie nicht. Die einen nannten sie eine „kränkliche, abschmeckende Übermusik“, die „Berechnung und innere Verlogenheit“ zeige. Die anderen bezeichneten sie als „erstes wirkliches musikalisches Ereignis im 20. Jahrhundert“. Heute ist man sich einig: Das für Mahler eher ungewöhnliche, weil vorwiegend heiter und zuweilen charmant-ironisch komponierte Werk gehört in den Konzertsaal. So auch in die Kölner Philharmonie, wenn das Gürzenich-Orchester Köln unter François-Xavier Roth die neue Konzertsaison eröffnet.
Unterstützung bekommen sie dabei von der australischen Sopranistin Siobhan Stagg und vom Kölner Bürgerchor, der bei Igor Strawinskys „Psalmensinfonie“ mit dem Gürzenich-Orchester auf der Bühne stehen wird. Nach dem Erfolg des 2020 von Roth gegründeten Bürgerorchesters gibt es seit letztem Jahr auch einen Bürgerchor, in dem musikbegeisterte Laien die Möglichkeit bekommen, an anspruchsvollen Konzertprojekten in der Kölner Philharmonie mitzuwirken. „Ich freue mich sehr, nach dem Erfolg im letzten Jahr mit Beethovens 9. Sinfonie nun dieses Meisterwerk des 20. Jahrhunderts mit unserem Bürgerchor aufzuführen. Es zeigt, wie gut dieser Chor ist“, sagt der Dirigent und Kapellmeister. „Ich bin sehr stolz, dass wir mit diesem Projekt eine so hohe Resonanz in der Stadt haben und wir gemeinsam solche Werke auf die Bühne bringen können.“
Guter Start in die neue Saison
Strawinskys dunkel timbrierte „Psalmensinfonie“, weist im Gegensatz zu Mahler die virtuose Kontrapunktik Johann Sebastian Bachs und die feierliche Strenge orthodoxer Chormusik auf. Beide Stücke aber blicken in den Himmel und feiern die Freuden des Lebens. Und besser könnte man nicht in die neue Saison doch nicht starten.