Der 22-jährige Felix Mendelssohn hatte schon viel gesehen und viel erlebt, als er vom Frankfurter Cäcilien-Verein den Auftrag für sein Oratorium „Paulus“ erhielt. In Paris hatte er Gioachino Rossini, Giacomo Meyerbeer und Luigi Cherubini kennengelernt, in London war er zum gefeierten Star avanciert, er kannte alle großen Kunstzentren Europas, unterhielt Kontakte zu Franz Liszt, Frédéric Chopin und Hector Berlioz, zu Johann Wolfgang von Goethe sowieso.
Auch wenn „Paulus“ sein erstes Oratorium werden sollte, hatte Mendelssohn bereits einschlägige Erfahrungen in der Kirchenmusik. Jahre zuvor hatte er bereits ein Gesangsensemble gegründet zum Studium der Chorwerke eines zu der Zeit weitläufig vergessenen Komponisten namens Johann Sebastian Bach. Überhaupt holte ihn Mendelssohn mit der ersten Wiederaufführung der Matthäus-Passion seit dem Tod des Thomaskantors wieder ins Rampenlicht der Musikgeschichte zurück. Trotzdem ließ der Komponist den Auftrag erst einmal ruhen, nahm das ihm angebotene Amt des Düsseldorfer Generalmusikdirektors an, das wiederum die Leitung der Musik in den Hauptkirchen beinhaltete. Mendelssohn konnte also auf einen stetig wachsenden Erfahrungsschatz zurückgreifen, bis er das Oratorium 1836, fünf Jahre nach der Beauftragung, endlich fertiggestellt hatte.
Das Werk über die Geschichte des Apostel Paulus trägt hörbar den Einfluss Bachs in sich, beschreibt in zwei Teilen den Werdegang vom Saulus zum Paulus und erzählt von seiner Arbeit als Missionar.