Im Rahmen ihrer Schwerpunktreihe „Die Welt von Gestern“ beleuchtet die Deutsche Radio Philharmonie (DRP) verschiedene musikalische Identitäten Mitteleuropas in Zeiten des Wandels. Im November steht die einstige Österreich-Ungarischen Monarchie im Fokus, zu deren Einzugsgebiet auch das heutige Tschechien gehörte. Unter der Leitung von Kevin John Edusei präsentiert das Orchester dabei ein vielfältiges Programm, das zwischen Volksliedhaftem und schwerer Sinfonik, zwischen Heimatklang und Weltschmerz changiert. Sonnig-helle Farben und Lebensfreude etwa erstrahlen in Antonín Dvořáks eröffnender Konzertouvertüre „In der Natur“. Jede Note atmet die klare Luft der böhmischen Landschaft, verspielte Vogelgesänge zeugen von unbeschwerter Heiterkeit und seelischem Einklang. Auch dem Schaffen des Komponisten Josef Suk, der nicht nur Dvořák Schüler, sondern auch dessen Schwiegersohn war, ist der Gedanke einer tschechischen Nationalromantik deutlich anzuhören. Seine Fantasie für Violine und Orchester entpuppt sich als verkapptes, lyrisch zartes Virtuosenkonzert mit „typisch böhmischen“ Zügen. Für den anspruchsvollen Solopart ist der tschechische Violinist Josef Špaček zu Gast.
Ein Geiger steht auch im Mittelpunkt von Leoš Janáčeks hoch tragischer Ballade „Des Spielmanns Kind“. Dieser kehrt nach seinem Tod aus dem Jenseits zurück, um sein Kind mit sich zu nehmen und es so vor dem Leid der Welt zu bewahren – Musik voller Schmerz und Hoffnung. Krönenden Abschluss des Abends bildet für die Deutsche Radio Philharmonie Béla Bartóks Konzert für Orchester. Entstanden 1943 im amerikanischen Exil, ist das Werk zugleich Schwanengesang und ein leidenschaftliches Bekenntnis zur ungarischen Heimat des Komponisten.





