Zu Wagners ästhetischem Ideal des Musiktheaters gehörte es, dass das Orchester versteckt vor den Augen des Publikums in einem Graben zu spielen habe, damit es nicht von der Illusion des Bühnengeschehens ablenke. Sich dagegen ohne „ablenkendes“ Bühnenbild einmal voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren und die eindrucksvolle Dynamik zu beobachten, bei der zig instrumentale Individuen zu einem überwältigenden Einklang verschmelzen – das kann man nur bei konzertanten Aufführungen wie jetzt beim „Rheingold“ in der Historischen Stadthalle in Wuppertal unter Leitung von Patrick Hahn. Wagners etwa zweieinhalbstündige Vorabendprogramm zum Ringzyklus ist dabei besonders sinfonisch gedacht, eröffnet doch das Epos mit einem sagenumwobenen, die geheimnisvolle Sphäre des Rheins imitierenden Es-Dur-Akkord, in der die Welt voller nordischer Götter, Riesen und Zwerge sich stetig eröffnet.
Nationales Heldenepos
Als Auftakt zum „Ring des Nibelungen“ erzählt „Das Rheingold“ vom Raub des sagenumwobenen Schatzes durch den Nibelungen Alberich – ein Akt, der den ursprünglichen Einklang der Natur zerstört. Aus dem geraubten Gold schmiedet er einen Ring, der seinem Träger grenzenlose Macht verleiht. Um seine eigene Herrschaft zu festigen, entreißt Göttervater Wotan Alberich das Symbol der Macht mit einer List. Doch Alberichs Fluch auf den Ring entfesselt ein Netz aus Gier, Verrat und Intrigen. Getrieben von ihren Begierden ahnen die Handelnden nicht, dass sie damit längst ihren eigenen Untergang heraufbeschwören.