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Elbphilharmonie Sommer 2023

Ein Fanal gegen die Tyrannei entzünden

Beim Elbphilharmonie Sommer trifft Jazz auf Klassik und Jung auf Alt.

vonSören Ingwersen,

Eine pompöse Eröffnungsveranstaltung mit großem Orchesterapparat sucht man beim Elbphilharmonie Sommer vergeblich. Ohnehin handelt es sich hier weniger um ein klassisches Festival, als um eine vielfältige Sommerbespielung, die sich mitnichten nur an ein klassikaffines Publikum wendet. Jazz findet hier ebenso seinen Platz wie ein Filmkonzert, aber natürlich sind auch wieder namhafte Orchester mit von der Partie. Den Auftakt gibt „Die lustige Witwe“ – nicht die Operette von Franz Lehár, sondern die freie Stummfilmadaption von Erich von Stroheim aus den Jahr 1925, zu der das Ensemble Resonanz eine neue Musik von Tobias Schwencke beisteuert.

Rudolf Buchbinder unter-streicht seine lebenslange Beschäftigung mit Beethoven mit dessen drittem Klavierkonzert und verbündet sich dafür mit dem Estonian Festival Orchestra unter Paavo Järvi. Mit dem European Union Youth Orchestra unter Manfred Honeck und dem Gustav Mahler Youth Orchestra unter Jakub Hrůša sind zwei der bedeutendsten Nachwuchsensembles Europas zu Gast – ersteres fokussiert sich auf Prokofjew und Schostakowitsch, letzteres macht seinem Namen mit Mahlers neunter Sinfonie alle Ehre. Das Scottish Chamber Orchestra und Solistin Alina Ibragimova treffen sich in Mozarts fünftem Violinkonzert, und das flämische A-cappella-Vokalensemble Graindelavoix fängt mit einer zwölfstimmigen Messe aus dem 16. Jahrhundert das biblische Erdbeben, verursacht durch das Wegrollen von Jesus’ Grabstein, in Klängen ein.

Beim Elbphilharmonie Sommer ist für jeden etwas dabei

Auch Jazz-Enthusiasten bekommen keine Chance, sich zu beklagen, wenn der 88-jährige Altmeister Abdullah Ibrahim am Klavier die religiösen Hymnen seiner südafrikanischen Heimat mit afroamerikanischen Stilen verbindet, Vibrafonist Mulatu Astatke mit seiner Band Elemente traditioneller äthiopischer Musik in seinem stilprägenden „Ethio-Jazz“ aufgreift, oder die Teilnehmer der „Elbphilharmonie Jazz Academy“ unter Leitung der Klarinettistin Anat Cohen ein gemeinsames Programm kreieren. Zum Schluss setzt der Elbphilharmonie Sommer dann aber doch ein großes Ausrufezeichen: Das Ukrainian Freedom Orchestra mit vielen geflüchteten Musikerinnen und Musikern entzündet mit einem Violinkonzert des ukrainischen Komponisten Yevhen Stankovych und Beethovens „Eroica“ ein Fanal gegen die Tyrannei.

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