Rezensionen
Aktuelle Neuerscheinungen aus Klassik und Oper – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion.
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Rezension Tarmo Peltokoski – Mozart: Sinfonien
Vital
Betont kammermusikalisch führt Tarmo Peltokoski die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen durch Mozarts späte Sinfonien.
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Rezension Arabella Steinbacher – Tschaikowsky: Violinkonzert
Silberner Geigenton
Fein, transpartent und mit tief empfundener Sensibilität gelingen Arabella Steinbacher die Violinkonzerte von Tschaikowsky und Mendelssohn.
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Buchrezension – Andreas Martin Hofmeir: Hundsgemeine Instrumentenkunde
Siebenundsiebzig respektlose Gedichte
Im Jahr der Tuba rechnet Tubist Andreas Martin Hofmeir auf hochkomische Weise mit (fast) allen Instrumenten ab, die er nicht selber spielt.
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Rezension Klenke Quartett – Werke von Ravel, Schulhoff & Erkin
Ambitioniert
Das Klenke Quartett eröffnet spannende Perspektiven auf die Moderne, doch bisweilen mangelt es an Raffinesse und klaren Konturen.
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Frankophile Flöte
Ein schönes Piano, kraftvolles Forte, ein klangvoller, nicht schneidender Ton in extremen Höhen und eine flinke Zunge – Anne-Catherine Heinzmann besitzt alle Qualitäten, die man für diese klassischen Flötenwerke des 20. Jahrhunderts braucht. In ihrer Interpretation gelingt es der Nürnberger Professorin einerseits, die Musik ganz ruhig vor sich hin fließen…
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CD-Rezension Iiro Rantala
Bach, der alte Jazzer
Keine Sorge: Hier handelt es sich nicht um eines jener oftmals gut gemeinten, doch im Ergebnis eher quälend-leidlichen Crossover-Alben. Denn für Jazz at Berlin Philharmonic hat der heilige Tempel der Klassik lediglich seinen Kammermusiksaal für die Jazz-Pianisten Iiro Rantala, Michael Wollny und Leszek Modzer geöffnet. Ein Experiment, das nach Fortsetzung verlangt,…
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CD-REZENSION LE QUATUOR ROMANTIQUE
Wagner als Kammermusik
Gleich bei der Ouvertüre zu Der Fliegende Holländer bricht ein wahrer Klangsturm los. Und das geht auch ohne großes Orchester: Lediglich eine Geige, ein Cello, Klavier und Harmonium setzen die Instrumentalisten von Le Quatuor Romantique ein. Vor allem die akkordeonartigen Klänge des Harmonium bringen das Seefahrer-Milieu plastisch nahe, Streicher und Klavier sorgen…
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CD-Rezension Nino Machaidze
Kein reiner Schaulauf
Als Einspringerin für die schwangere Anna Netrebko bei den Salzburger Festspielen 2008 startete sie international so richtig durch. Innerhalb von zwei, drei Jahren debütierte Nino Machaidze an allen großen Opernhäusern und veröffentlichte ihr erstes Soloalbum. Jetzt stellt sie in italienischen und französischen Arien und Szenen aus der zweiten Hälfte des…
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Fluchtpunkt Lateinamerika
September 1939 legte das Frachtschiff Winnipeg im chilenischen Valparaíso an. An Bord befanden sich über 2000 Exilanten, die auf der Flucht vor der Franco-Diktatur waren. Winnipeg ist auch der Titel eines Werkes des zeitgenössischen chilenischen Komponisten Ramón Gorigoitia, der mit Gesang, Ensemble und Tonband die Geschichte dieser Emigration aus dem…
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CD-Rezension Daniel Beilschmidt
Orgelmeditation mit Sogkraft
Daniel Beilschmidt, Jahrgang 1978, ist als Leipziger Universitätsorganist und als Assistenzorganist an der berühmten Thomaskirche aufs Engste mit dem Schaffen Johann Sebastian Bachs vertraut. Dass er aber auch noch andere künstlerische Facetten hat und auch ein Spezialist für Neue Musik ist, stellt er jetzt mit seinem CD-Debüt unter Beweis: Er…
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CD-Rezension Massimo Giordano
Passionierte Persönlichkeit
Mit einer sanften Träne in der Stimme schmeichelt sich Massimo Giordano singend in unser hörendes Herz. Seine in Florenz im Studio eingespielte CD mit den Tenor-Schlagern der italienischen Oper verströmt den Charme und die sinnliche Direktheit einer Live-Aufnahme. Ganz ehrlich, authentisch und ungekünstelt geht der Neapolitaner seinen Puccini, Verdi und…
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CD-Rezension Carolin Widmann
Don’t push the sounds
Einzelne Tonfiguren und Intervallfolgen in schier unendlicher Reihung, nur um Nuancen variierend in ihren Elementen. Musik aus dem Nichts, die am Ende wieder dorthin zurückkehrt. Musik aus der Stille für die Stille. Feldmans Violin and Orchestra ist ein dünnes, kostbares Netz aus Klängen, jede Figur zählt, jeder Ton. Kein Wunder, dass…
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Klavier-Entdeckungen aus Israel
Musik von drei Komponistengenerationen aus Israel präsentiert die Pianistin Heidrun Holtmann auf ihrer aktuellen CD. Darunter Musik von Josef Tal, dem Vater der modernen israelischen Musik, hierzulande noch immer zu wenig bekannt. Tal studierte in Berlin und emigrierte 1934 aus Nazi-Deutschland. Seine 1945 entstandene Komposition Cum mortuis in lingua mortua…
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CD-Rezension Simone Eckert
Mehr als melancholisch
Als Zeitalter der Melancholie gilt das frühe siebzehnte Jahrhundert in England. Und Werke wie John Dowlands Lachrimae sind deren musikalischer Ausdruck. Keine andere Melodie hat sich damals derart rasch und weit verbreitet; Simone Eckert hat eine wunderbare Fassung ausgegraben, die in Emden als Hochzeitsmusik entstand. Klar, dass die nicht sehr…
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CD-Rezension The King’s Singers
Elegante Polyphonie
Ein kristallklarer und dennoch warmer Klang zeichnet die King’s Singers auch in ihrer neuesten CD aus, die Josquin Desprez‘ Nachruhm gewidmet ist. Sie versammelt Kompositionen, die frühe Bewunderer und Schüler Josquins anlässlich von dessen Tod geschrieben haben. Im Zentrum steht die Totenmesse, die Jean Richafort für Josquin komponierte. Die King’s…
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CD-Rezension Elisaveta Blumina
Tastende Seelen-Erkundung
Als Individualist, so hat Valentin Silvestrov einmal erklärt, bevorzuge er das Klavier – welche Werke könnten also einen besseren Eindruck vom Schaffen des 75-jährigen Ukrainers vermitteln als sein Klavier-Oeuvre?! Noch dazu wie hier von einer Pianistin, der der Komponist bereits zwei Walzer gewidmet hat und die einen Bogen von der…
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CD-Rezension David Garrett
Jahrhundert-Verkaufserfolg
Seine Leben dünkt wie die Geschichte eines einzigen Erfolges. Wo David Garrett auftritt, klingeln die Kassen, hagelt es Preise, jubeln Zehntausende. Je nach Kritiker wird der 31-Jährige zum schnellsten, bestaussehenden oder rebellischen Geiger erhoben – nur das reine Musiker-Attribut bleibt ihm in seiner zweiten Karriere verwehrt. Vielleicht hat der Saiten-Star…
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CD-Rezension Howard Shelly
Wirksamer Energieschub
Benjamin Brittens 100. Geburtstag dieses Jahr ist eine willkommene Gelegenheit, auch die Seiten seines Œuvres zu beleuchten, die im Vergleich zu seinen erfolgreichen Opern eher im Schatten stehen. Etwa die frühen Konzerte: Sein Klavierkonzert ist ein wahrer Ausbund an Energie, quirlig und voller Frische, aber auch verführerisch und auch mal…
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CD-Rezension Emmanuelle Bertrand
Weit mehr als nur schön
Ginge es in der Klassikwelt allein um Musik und ihre Interpretation, Emmanuelle Bertrand würde zweifellos längst weltweit ähnlich gefeiert wie eine andere Cellistin der jungen Generation. Doch da nun einmal Marketing und nicht zuletzt das öffentliche Schönheitsideal mindestens genauso wichtig für den großen Durchbruch sind, wird eine Sol Gabetta international…
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CD-Rezension Kirchheimer Vokal-Consort
Rossinis Belcanto-Bach
Ganze 34 Jahre nach seiner letzten Oper tritt der verschmitzt rundliche Rossini in seiner Pariser Wahlheimat nicht nur als Schöpfer lukullischer Spezialitäten auf, er wendet sich auch den alten Meistern zu, subskribiert die Gesamtausgabe der Werke Bachs, dessen Fugenkunst er mit eifriger Freude studiert. Als Ausfluss davon kreiert der Italiener…
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CD-Rezension Dmitri Hvorostovsky
Russisch, dunkel, imposant
Sein resonanzreich klangvoller, dunkel glühender, kernig imposanter Pracht-Bariton ist natürlich ideal geeignet, um die russischen Romanzen der Romantik tiefgründig auszuloten. Und dies gelingt Dmitri Hvorostovsky gemeinsam mit seinem starken Klavierpartner Ivari Ilja auch ganz vortrefflich. Schon bei Tschaikowskys Sechs Liedern op. 73 berührt uns die meist melancholisch düstere, selten einmal in…
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CD-Rezension Christian Gerhaher
Wundervolle Botschaft
Christian Gerhaher und Kent Nagano erfinden ein subtil leuchtendes Mahler-Bild voller Lebensfreude.
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CD-Rezension Iván Fischer
Geistvoll geerdet
Wer beglückt Iván Fischers fulminantem Budapest Festival Orchestra lauscht, wird nostalgisch: Denn hat sich hier in der geistvoll geerdeten Körperlichkeit des Klangs nicht ein musikalisches Ideal erhalten, das im Zeitalter blank polierter Oberflächen fast vergessen schien? Statt bloßer Brillanz erleben wir Tiefenschärfe, die an Furtwängler erinnert. Die singende Phrasierung und…
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CD-Rezension David Geringas
Es war einmal…
Rar sind sie geworden, diese CD-Glücksfälle, wo alles ineinander greift: Werkauswahl, Interpretation, das Miteinander der Musiker und selbst das Booklet. Und so hat dieses Duo-Album wahrlich etwas Märchenhaftes, und zwar nicht allein, da David Geringas und Ian Fountain sich Werken aus Böhmen und Mähren widmen, denen allesamt Märchenstoffe zugrunde liegen,…