Radio-Tipp 14.2: Musik und Exil

Neue Heimat

In der BR Klassik Sendereihe „Thema Musik Live“ beschäftigen sich Experten heute mit dem Thema Musik und Exil.

© Hindemith Institut

Paul Hindemith

Paul Hindemith 1945 während seines Exils in den USA

Die Heimat verlassen und ins Exil flüchten. Das Thema hat in den letzten Jahren eine neue Aktualität und Relevanz bekommen, wobei Flucht und Vertreibung schon die gesamte Menschheitsgeschichte begleiten. Geprägt durch Kriege, Revolutionen und Umstürze mussten und müssen viele Menschen alles hinter sich lassen und irgendwo neu anfangen. Selbst Künstler sind gegen solche Umstände nicht gefeit. Im Gegenteil: Häufig gehören sie zu den ersten Menschen, die in totalitären Systemen mit Repressionen rechnen müssen.

Während des Dritten Reichs wurden zahlreiche Werke von jüdischen, aber auch von deutschen Komponisten als „Entartete Kunst“ bezeichnet und verboten. Komponisten wie Paul Hindemith oder sein guter Freund Eduard Zuckmayer mussten Deutschland verlassen. Durch die Oktoberrevolution in Russland wurde einer bekanntesten Komponisten, Sergej Rachmaninow, ins Exil vertrieben. Sein Schaffen litt sehr darunter, und so konnte er nicht mehr an die vorherigen Erfolge in seiner Heimat anknüpfen.

Exil in der heutigen Zeit

Heute noch leiden viele Künstler unter dem politischen Druck ihrer Heimatländer. Die venezolanische Pianistin und Komponistin Gabriela Montero kritisierte öffentlich das Regime von Präsident Nicolás Maduro und beschäftigt sich auch in ihren Werken mit diesem Konflikt. Ebenso setzt sich der türkische Pianist Fazıl Say immer wieder für mehr Freiheit und Rechte in seinem Heimatland ein. Solche Kämpfe münden oft in einem umfassendes Aufführungsverbot – oder eben im Exil.

Zu Gast im NS-Dokumentationszentrum

Die Sende- und Veranstaltungsreihe „Thema Musik Live“ von BR Klassik beschäftigt sich heute mit genau diesem Thema. Dazu kommen im Münchner NS-Dokumentationszentrum der Musikwissenschaftler und Produzent Michael Haas, der Bariton und Geschäftsführer des Syrian Expat Philharmonic Orchestra Falko Hönisch, der Soziologe Armin Nassehi sowie Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums, zu einer Gesprächsrunde zusammen. Darin möchten sie erörtern, welche Erfahrungen Musiker auf der Flucht und im Exil machen, wie das Leben fernab der Heimat die künstlerische Produktivität beeinflusst oder ob es gar eine Exilmusik gibt.

Musikalisch wird der Abend vom israelischen Mandolinisten Avi Avital und dem Cellisten David Adorján begleitet. Auf dem Programm stehen Werke von Bach, Glière, Kodály, Schulhoff und Jörg Widmann. BR Klassik sendet die Veranstaltung live im Radio.

concerti-Tipp:

BR Klassik
Thema Musik Live: Musik und Exil
14.2.2019, 20:05 Uhr
Michael Haas, Falko Hönisch, Armin Nassehi & Mirjam Zadoff (Gespräch)
Avi Avital (Mandoline), David Adorján (Violoncello)

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