Passionsvertonungen? Fast jeder denkt da wohl an die von Johann Sebastian Bach. Vielleicht fallen einem noch Haydns „Die letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ ein, an jüngeren Werken hat es Pendereckis „Lukas-Passion“ zu Bekanntheit gebracht. Die Romantik dagegen verbindet man eher nicht mit dem Passionsthema. Einige wenige Werke gibt es aber doch, und dazu zählt auch Louis Spohrs „Des Heilands letzte Stunden“. Aufgeführt wird das Stück selten – zu Unrecht, findet der Stuttgarter Dirigent Frieder Bernius, der schon vor zehn Jahren Spohrs Oratorium „Die letzten Dinge“ erfolgreich auf die Bühne brachte.
Wie zu diesem Stück stammt auch der Text zu „Des Heilands letzte Stunden“ von Johann Friedrich Rochlitz. Der hatte Spohr vorgeschlagen, die Rolle des Jesus durch einen Männerchor darzustellen. Doch mit dem Hinweis auf Bachs „Matthäuspassion“ als Vorbild wurde das Werk in der von Spohr gewünschten Form im Jahre 1835 in Kassel uraufgeführt. In London stieß es aber auf Kritik und wurde daraufhin abgeändert: Nun übernahm ein Apostel Teile der Jesus zugedachten Partien.