Als sich 1980 im Haus des Insellehrers von Wyk auf Föhr ambitionierte Musikstudenten zu einem Ensemble zusammenschließen, ahnt noch niemand, dass dies die Geburtsstunde eines international renommierten Orchesters würde: der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Mit musikalischer Qualität und Selbstverwaltung machte die damals noch „Kammerorchester der Jungen Deutschen Philharmonie“ genannte Formation rasch von sich reden, spielte bei den Vereinten Nationen in New York und auf Einladung Gidon Kremers beim Kammermusikfest Lockenhaus. 1987 institutionalisiert, ist die Kammerphilharmonie seit 31 Jahren in Bremen beheimatet. Zwei Prinzipien zeichnen sie bis heute aus: das Selbstverständnis als „mittelgroßes Orchester, das die Transparenz und Feinheit eines Kammerorchester-Klangs mit der Klangmacht eines Philharmonischen Orchesters verbinden kann“ und seine streng basisdemokratische Organisation. Die derzeit 41 Mitglieder stimmen frei über Programmgestaltung und alle musikalischen Fragen ab und sind jeweils Gesellschafter der gemeinnützigen gGmbH.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen schreibt soziales Engagement groß
Von jeher sucht das Ensemble auch abseits gängiger Konzertformate die besondere Nähe zu seinem Publikum. Unter dem Motto „Picknick mit Weltklasse-Orchester“ findet seit 1995 das eigene Festival „Sommer in Lesmona“ im Bremer Knoops Park statt, das zu Spitzenzeiten bis zu zehntausend Menschen besuchen. Im Bremer Quartier Osterholz-Tenever zählen die Kammerphilharmoniker dank ihres sozialen Engagements quasi zum Inventar: Bereits sieben Mal haben Schüler der dortigen Gesamtschule mit Musiktheaterprofis eine „Stadtteil-Oper“ entwickelt und aufgeführt, die Reihe „Melodie des Lebens“ bietet den jungen Menschen eine Bühne für ihre eigenen Lieder und im „Club 443 Hz“ treten Nachwuchs und Kammerphilharmoniker genreübergreifend miteinander auf.
Gleichwohl ist das Orchester fest in der weltweiten Spitzenliga verankert, wovon neben regelmäßigen Tourneen langjährige Residenzen, etwa beim Kissinger Sommer, Einladungen zu den großen Klassikfestivals und preisgekrönte Einspielungen von Beethoven, Schumann, Brahms und Haydn zeugen. Seit 2004 führt der estnische Dirigent Paavo Järvi die künstlerischen Geschicke in Nachfolge von Daniel Harding, Thomas Hengelbrock und Heinrich Schiff. Neue Wege geht man seit Beginn dieser Spielzeit überdies mit Tarmo Peltokoski als ersten „Principal Guest Conductor“ in der Geschichte des Ensembles.
Wie eng und fruchtbar die Beziehung mit dem Publikum ist, beweist die Auszeichnung mit dem „Gramophone Classical Music Award“ in der Kategorie „Orchestra of the Year 2023“, mit dem sich die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter anderem gegen die Berliner Philharmoniker durchsetzen konnte. Nun sind ihre Zuhörer zum „Publikum des Jahres 2023“ nominiert.