Mit hochpräzisen und innigen Interpretationen behaupten die von Thomas Hengelbrock gegründeten Balthasar-Neumann-Ensembles längst einen Spitzenplatz in der internationalen Liga der historisch-informierten Aufführungspraxis, und das über alle Epochen hinweg. Bei drei Gastspielen in Hamburg präsentieren Chor und Orchester barocke Preziosen und romantische Meisterwerke.
Festlich wird es eine Woche vor Weihnachten mit Antonio Vivaldis „Gloria“, das vom intimen Sopransolo bis zum jubilierenden Chormoment die Ehre Gottes besingt. Kaum zu glauben, dass Vivaldis bekanntestes geistliches Werk fast zweihundert Jahre im Dornröschenschlaf schlummerte. Kontrastiert wird es an diesem Abend in der Laeiszhalle mit dem „Magnificat“ des Dresdner Hofkomponisten Jan Dismas Zelenka. Dessen Œuvre faszinierte den sechs Jahre jüngeren Johann Sebastian Bach, von dem die dritte Orchestersuite (die mit der berühmten „Air“) erklingt.
Lichtblicke in schwierigen Zeiten
Trost und Mut verspricht indes im Februar Johannes Brahms‘ „Deutsches Requiem“, das im Gegensatz zu klassischen Totenmessen weniger das Seelenheil der Verstorbenen besingt als die Gefühlswelt der Hinterbliebenen und das Wechselbad von Hoffnung und Verzweiflung in Musik kleidet. Diverse Bibelzitate hat auch Felix Mendelssohn seiner sinfonischen Kantate „Lobgesang“ zugrunde gelegt, die die Konzertreihe am Folgetag im Großen Saal der Elbphilharmonie beschließt. Thematisch kreist die 1840 vollendete Komposition um das Lob Gottes – ein Ansatz, der ebenso ganz weltlich als hoffnungsvoller Lichtblick in schwierigen Zeiten verstanden werden kann. Klangliche Unterstützung bei Brahms und Mendelssohn erhält der Balthasar-Neumann-Chor vom traditionsreichen Volkschor Orfeó Català aus Barcelona.