Am 17. Oktober findet in der Laeiszhalle das Festkonzert zu Ehren von Lars Vogt statt. Warum jetzt, warum in Hamburg?
Julia Ströbel-Bänsch: Wir haben Ort und Zeit gut überlegt. Der Zeitpunkt hat mit Lars Vogts Todestag im September zu tun. Wir wollen seiner als Mitbegründer und Ideengeber zeitnah gedenken. Freunde und Kollegen wie Christian Tetzlaff und Alban Gerhardt waren sofort bereit mitzumachen. Außerdem ist die Hamburger Initiative TONALi seit einigen Jahren unser Träger. Mit dem Konzert in der Laeiszhalle präsentieren wir erstmals unsere gemeinsame Zukunft.
Ein großes Star-Aufgebot tritt auf.
Sabine von Imhoff: Es sollte eine gute Mischung sein aus den namhaften Künstlern unseres Projekts, den „Rhapsoden“, und jüngeren Stars. Lars Vogts Schülerin Kiveli Dörken wird ebenso dabei sein wie Asya Fateyeva oder Vivi Vassileva, unter den jungen Talenten finden sich etwa Jakob Bänsch, Alma Naidu, Lisa Wulff und Konstantin Reinfeld.
Ströbel-Bänsch: Dass Sabine Meyer mit dem Goldmund Quartett auftritt, zeigt die generationsübergreifende Idee des Projektes. unterstreicht die generationenübergreifende Idee des Projekts. Als neue Impulsgeber integrieren wir auch junge Jazz-Musiker. Durch die Improvisation können Schülerinnen und Schüler nochmal ganz anders mit Musik interagieren. Für das Festkonzert konnten wir auch Frank Dupree und Markus Becker gewinnen. Sie engagieren sich seit Langem für Rhapsody in School und sind in beiden Welten – der Klassik und dem Jazz – zu Hause.
Das Projekt wird demnächst zwanzig Jahre alt. Frau von Imhoff, wie blicken Sie als Mit-Initiatorin auf die Anfangsjahre zurück?
von Imhoff: Mit Lars Vogt verbindet mich eine längere berufliche Vergangenheit, vor allem durch sein Heimbacher Festival „Spannungen“. Dort fand er bei seinen Kolleginnen und Kollegen schnell Verstärkung für seine Idee, Live-Musik in die Schulen zu bringen. Antje Weithaas, Alban Gerhardt, Tanja Tetzlaff waren von Anfang an dabei und gestalteten die ersten Rhapsody in School-Besuche. Daraus entwickelte sich schnell eine Zugkraft, die von den Musikerinnen und Musikern selbst ausging: Alice Sara Ott, die damals noch nicht so bekannt war, und der junge Igor Levit fragten mich, ob sie mitmachen dürften! Dann konnten wir das Projekt gar nicht mehr bremsen. Doch nicht jeder Künstler ist ein geborener Vermittler. Auch diesbezüglich freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit TONALi, denn hier werden nicht nur die künstlerische Exzellenz gefördert, sondern auch die Kompetenzen der Vermittlung.
Zu den neuen Impulsen gehört auch das Musiktheater. Wie kam es zu „Rhapsody goes Opera“?
von Imhoff: Auch das entwickelte sich von der Künstlerseite her. Über Daniel Barenboim, der eng mit Lars Vogt befreundet war, hatten wir sofort die Staatsoper unter den Linden mit im Boot und großartige Stars wie Anna Prohaska oder Marina Prudenskaja. Große und kleine Häuser schlossen sich an: Köln, Düsseldorf, Augsburg, Aachen, Weimar. Diese Kooperationen ermöglichen uns auch die Zusammenarbeit mit Korrepetitoren. Schön ist auch, wenn ein „Rhapsode“ wie der Braunschweiger GMD Srba Dinic sich selbst am Klavier begleitet.
Wie läuft ein Rhapsody in School-Besuch eigentlich ab?
von Imhoff: Während einer Schulstunde kommen Musikerinnen und Musiker in eine oder zwei Klassen. Lars Vogt war es sehr wichtig, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, weshalb immer eine gemeinsame Aktion vorgesehen ist. Die Musikerinnen und Musiker wollen mit der Klasse etwas entdecken oder erfinden.
Ströbel-Bänsch: Unser Fokus in der Zukunft liegt in der Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern. Wir kümmern uns darum, dass klassische Musik in der Schule erklingt, und vermitteln erstklassige Künstlerinnen und Künstler. Dass die Kinder dann den Weg zu Konzerten oder Opernvorstellungen finden, ist eine wunderbare Folgeerscheinung. Rhapsody in School möchte also den ersten Schritt machen und bietet allen Institutionen ein niederschwelliges Angebot für kulturelle Bildung.
Worin liegt die integrative Kraft des Projekts?
Ströbel-Bänsch: Jede Form von gemeinsamer künstlerischer Aktion oder kulturellem Erlebnis stärkt eine Gemeinschaft. Unser Motto ist: Eine künstlerische Gesellschaft ist eine lösungsfähige Gesellschaft.
von Imhoff: Am 25. September erhält Lars Vogt für „Rhapsody in School“ post mortem den „Pablo Casals Award – For a Better World“. Dieser Preis und auch das Hamburger Konzert hätten ihn sehr gefreut, denn er hatte den Anspruch, die Welt ein bisschen besser zu machen. Über Rhapsody in School sagte er: „Ich habe nie etwas Sinnvolleres gemacht“.