Dass sich inzwischen viele Orchester Residenzkünstler einladen, ist nichts Ungewöhnliches mehr. Dass diese dann aber gleich sechs Konzerte in drei Tagen geben, dürfte dann doch etwas Besonderes sein: Bei der Dresdner Philharmonie ist in dieser Saison Geigerin Patricia Kopatchinskaja zu Gast, und innerhalb der Dresdner Musikfestspiele schenkt sie dem Publikum an drei Abenden gewissermaßen ein eigenes Festival.
An einem Konzertwochenende präsentiert sie so unter der Leitung von Jonathan Stockhammer eher selten Gehörtes und durchaus Unbequemes, unter anderem Violinkonzerte von Sergej Prokofjew, Igor Strawinsky, Alban Berg und Béla Bartók. Das ist durchaus typisch für die 1977 im moldawischen Chișinău geborene Geigerin mit polnisch-griechisch-jüdischen Wurzeln, die in Wien studiert hat und in Bern wohnt. Daher sagt sie gern, dass sie sich dort zu Hause fühle, wo sie mit den Kollegen, die sie schätzt, die Musik machen kann, die sie will. Und die ist eben nicht selten sperrig: Kopatchinskaja pflegt die Moderne wie kaum eine andere Solistin ihrer Generation. Die Tochter professioneller Musiker will niemandem gefallen. Barfuß aufzutreten, ist so keine Marketingpose, sondern echte Entrückung. Aber ihr raues, nicht selten wild gespleißtes Spiel ist selbst schon zum Markenzeichen geworden. Die internationale Presse lobt denn auch ihre „seltene Ausdrucksenergie und entwaffnende Ungezwungenheit, geprägt von Launenhaftigkeit und theatralischem Ehrgeiz“. Das Unkonventionelle im Repertoire wie in den Interpretationen macht die Kopatchinskaja zugleich zum Publikumsliebling.
Sie liebt es zu provozieren und betont gern die „Notwendigkeit hässlicher Musik“, die sie dem windschnittig-abgeschliffenen Schönen vorzieht: „Wahrheit in der Musik hat manchmal schroff zu sein“, ist Kopatchinskajas Credo, „schon bei Beethoven und erst recht in der zeitgenössischen Musik aus einer Zeit, die ja nicht nur schön war“.