Gerade der langsame Satz sei einer der schönsten in der gesamten Konzertliteratur überhaupt, schwärmt Joshua Bell über Antonín Dvořáks Violinkonzert. Das ist nicht einfach so dahingesagt, denn noch immer nimmt dieses große Werk gegenüber seiner Schwesterkomposition, dem Cellokonzert, den schwächeren Part ein im Konzertleben. Joshua Bell geht sogar noch einen Schritt weiter und erzählt, er sei regelrecht verliebt in das Stück. Geschrieben hat es Dvořák 1879, nachdem er es dank seiner „Slawischen Tänze“ zu internationaler Berühmtheit gebracht hatte. Während dieser Zeit schloss der Komponist mit dem Geiger Joseph Joachim Bekanntschaft, dem er das Konzert zunächst zur Begutachtung zuschickte (Joachim gab ihm auch spieltechnische Änderungsvorschläge), ehe Dvořák ihm das ganze Konzert widmete. Gleichwohl Joachim das Werk nie vor Publikum spielte, wurde die Uraufführung mit Dvořáks Freund František Ondříček ein großer Erfolg.
Giganten der Musikgeschichte
Fast in dieselbe Zeit fällt Mahlers erste Sinfonie, die den zweiten Teil des Konzertes mit dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Daniel Harding bildet. Mahler selbst haderte lange mit diesem Werk. Deren Uraufführung, damals noch als sinfonische Dichtung vorgestellt, wurde widersprüchlich aufgenommen. Auf der einen Seite vernahm man schallendes Gelächter, auf der anderen Seite mahnten alle Zuhörer, die sich am Schluss begeistert zeigten, immer wieder zur Ruhe. Gleich mit der ersten Sinfonie entstand also jene Lagerbildung zwischen Mahler-Gegnern und Mahler-Befürwortern, die sich noch lange Jahre gehalten hat. Inzwischen jedoch ist das Werk mit dem Beinahmen „Titan“ über jeden Zweifel schon lange erhaben.