Martha Argerich Festival in Hamburg mit Eintrag ins goldene Buch
Rendezvous mit Martha
Spontane Feste sind oftmals auch die schönsten. Nur sechs Wochen vor ihrem Eintreffen kündigte Martha Argerich an, dass sie in Hamburg gastieren werde. Seit dem 25. Juni ist sie in der Stadt und brachte prominente Freunde und Verwandte mit
© Adriano Heitmann/Immagina/Warner Classics

Martha Argerich
Die legendäre Martha Argerich gastiert seit dem 25. Juni in Hamburg und verbreitet in der Hansestadt mit neun Konzerten und verschiedenen Sonderveranstaltungen eine feierliche Stimmung. Das Martha Argerich Festival ist eine Pilotveranstaltung der Hamburger Symphoniker und erinnert an ihr ehemaliges Festival „Progetto Martha Argerich“ in Lugano. Ebenso wie einst in der Schweiz lädt die Pianolöwin ihre Freunde und Verwandten ein, das Festival mit ihr zu gestalten. Diesem Ruf folgten fast 40 Musiker, darunter prominente Größen wie Elena Bashkirova, Thomas Hampson, Alisa Weilerstein, Daniel Barenboim und dessen Sohn Michael. Der großartige Geiger Ivry Gitlis trat am dritten Konzertabend im Kleinen Saal der Laeiszhalle auf und gab gemeinsam mit den Symphonikern eine Meisterklasse.
Martha Argerich Festival: Neun Konzerte und noch mehr
Die kühle Hansestadt heißt Martha Argerich mit schönstem Wetter willkommen als wolle sie ihr zurufen: „Bitte bleib. Und wenn du gehst, komm bald wieder!“ Und tatsächlich soll, wenn alles klappt, aus dieser Premiere ein jährlich wiederkehrendes Festival werden, so Olaf Dittmann, Pressesprecher der Symphoniker Hamburg. Martha Argerich eröffnete das Festival mit einem Kammerkonzert im Kleinen Saal der Laeiszhalle. Unter anderem in Begleitung ihrer Tochter Lyda Chen und des Pianisten Stephen Kovacevich, mit dem sie früher verheiratet war. Mit ihm interpretierte sie zum Abschluss des Abends Schuberts 21. Klaviersonate in einer leidenschaftlichen Feinheit und mit einer Selbstverständlichkeit, wie es nur langjährige Weggefährten können. Gelassenheit und Freude des Wiedersehens waren beiden anzumerken und sie vermochten es, diese Stimmung über das Publikum des Abends zu versprühen.
Auch die Folgeabende, an denen unter anderem Schostakowitschs Klavierkonzert mit grandioser Unterstützung des Trompeters Sergei Nakariakov mit Standing Ovations belohnt wurde, und Kammermusikwerke von Schumann, Ravel, Mendelssohn und Mozart in unterschiedlichsten Besetzungen geboten wurden, bildeten weitere Höhepunkte des Festivals. Doch nicht nur musikalisch ist beim Martha Argerich Festival einiges geboten: Eingerahmt werden die Konzerte von Dokumentarfilmen im Abaton-Kino und einem Gespräch zwischen Martha Argerich und Musikstudenten. Und so bleibt zu hoffen, dass sie im nächsten Jahr wieder kommt.
Eine große Ehre für Hamburg und seine Musikkultur
© Daniel Dittus
Eintrag von Martha Argerich im Goldenen Buch der Stadt Hamburg
In der Mitte ihrer Festivalwoche war Martha Argerich eingeladen, sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen. Als Oberbürgermeister Peter Tschentscher sie im Phönixsaal des Rathauses empfing, schrieb sie in das Goldene Buch: „Eine große Ehre, in Hamburg zu Gast zu sein!“ Eine Ehre auch für den Oberbürgermeister, denn für ihn ist es der erste Eintrag in das Goldene Buch in seiner Amtszeit. „Ich bin stolz und froh, dass wir den heutigen Eintrag nicht von einem Staatsgast, einer Königin oder einem König bekommen. Das haben schon wir oft gehabt in der Geschichte unserer Stadt“, erklärte er anschließend in seiner Rede, „aber wir haben heute eine der größten Pianistinnen unserer Zeit in Hamburg zu Gast.“
Den feurig leidenschaftlichen Abschluss ihres Besuchs feiert Martha Argerich im Schmidt-Theater mit dem Konzert „Viva la Vida“, das sie der Musik ihres Heimatlandes Argentinien widmet.
Martha Argerich Festival
Das Martha Argerich Festival feierte 2018 seine Premiere, unter Federführung der Pianistin als Residenzkünstlerin der Hamburger Symphoniker. weiter
Termine
Martha Argerich, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Ravel: Le Tombeau de Couperin, Klavierkonzert Nr. 1 G-Dur & Rhapsodie espagnole, Strawinsky: L’Oiseau de feu
Martha Argerich, Mischa Maisky
Brahms: Cellosonate F-Dur op. 99, Schumann: Drei Fantasiestücke op. 73 (Fassung für Violoncello und Klavier), Schostakowitsch: Cellosonate d-Moll op. 40
Mischa Maisky, Martha Argerich
Brahms: Cellosonate Nr. 2 F-Dur op. 99, Schumann: Fantasiestücke a-Moll op. 73, Schostakowitsch: Cellosonate d-Moll op. 40
Martha Argerich, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim
Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23, Francesconi: Dentro non ha Tempo, Ravel: Suite aus „Daphnis et Chloé“ Nr. 2
Martha Argerich, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim
Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23, Francesconi: Dentro non ha Tempo, Ravel: Suite aus „Daphnis et Chloé“ Nr. 2
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