Fußball-WM Spezial: Interview Emmanuel Tjeknavorian

„Im Fußball ist alles möglich“

In unserem concerti-Spezial zur Fußball-WM 2018 lassen wir mehr oder weniger ballverrückte Künstler zu Wort kommen. Heute: Geiger Emmanuel Tjeknavorian

© Uwe Arens

Emmanuel Tjeknavorian

Emmanuel Tjeknavorian

Emmanuel Tjeknavorian ist derzeit in aller Munde: Nachdem der junge Geiger im Rahmen einiger Nachwuchsreihen die deutschen Konzerthäuser unsicher gemacht hat, gilt er als eine der großen Hoffnungen an seinem Instrument. In der kommenden Saison können ihn Klassikliebhaber landauf, landab erleben und sich selbst ein Bild von seinem Können machen. Für uns beschäftigte er sich ausnahmsweise mal nicht mit dem Geigen-, sondern dem Fußball-Repertoire.

Für welches Team drückst du bei der WM die Daumen und warum?

Emmanuel Tjeknavorian: Da Österreich nicht dabei ist, gibt es kein konkretes Team, das ich unterstütze. Die Mannschaften von Deutschland, England und Portugal gefallen mir aber sehr und ich werde zu ihnen halten, wenn sie gegen andere Teams spielen.

Und wer, glaubst du, gewinnt?

Tjeknavorian: Vor einigen Tagen glaubte ich Deutschland, aber dann kam die Niederlage gegen Österreich in Klagenfurt… Spaß beiseite, wie es so schön heißt: Im Fußball ist alles möglich!

Wer ist für dich die größte Fußball-Legende?

Tjeknavorian: Momentan ist es Zinedine Zidane, der mittlerweile sowohl als Spieler als auch Trainer einen Legendenstatus genießt. Das ist für mich vergleichbar mit Daniel Barenboim, der es geschafft hat, die gleiche Anerkennung als Solist und Dirigent zu bekommen.

Und was war das legendärste Spiel?

Tjeknavorian: Ich habe viele unvergessliche Spiele gesehen, aber das 7:1 in Brasilien war wahrlich legendär. Ich habe 20 Euro gewettet, dass Deutschland mit einem Abstand von zwei Toren gewinnt. Als es 2:0 stand, hoffte ich, dass es so bleibt. Ich habe mich aber noch nie so sehr über eine verlorene Wette gefreut wie damals.

Welches klassische Stück wäre die perfekte Alternative für die Nationalhymne deines Lieblingsteams?

Tjeknavorian: Für England wäre wahrscheinlich „Pomp and Circumstance March No. 1“ von Edward Elgar eine sehr gute Alternative.

11 Freunde sollt ihr sein – mit welchen Musikern wärst du gerne in einer Mannschaft?

Tjeknavorian: Ich kenne noch nicht all diese großartigen Persönlichkeiten persönlich, aber so würde mein Dream Team ausschauen. Alle hier genannten Kollegen sind übrigens bekennende Fußballfans:
Tor: Bryn Terfel
Abwehr: Gustavo DudamelAndris NelsonsAntonio PappanoDaniel Harding
Mittelfeld: Daniel Müller-Schott – Denis Matsuev – Emmanuel Tjeknavorian
Sturm: Rolando VillazónMartin Grubinger – Nigel Kennedy
Als Trainer wäre Mariss Jansons ein Traum.

Und auf welcher Position würdest du spielen?

Tjeknavorian: Im offensiven Mittelfeld. Ob links oder rechts, müsste ich Daniel Müller-Schott fragen.

Und wer steht im Tor?

Tjeknavorian: Eindeutig Bryn Terfel. Mit seiner Statur und seinem allgemein mächtigen Auftreten würde er alle Gegner abschrecken. Außerdem muss er nicht wirklich auf seine Hände aufpassen.

Welches klassische Stück Musik entspricht am ehesten einem Fußballspiel?

Tjeknavorian: Das Violinkonzert von Mendelssohn. Da ist virtuose Technik gefragt (beeindruckende Dribblings und Schüsse), saubere Klanggestaltung und Intonation (ausgezeichnetes Passspiel), an manchen Stellen muss man mit der Lautstärke des Orchesters klarkommen (Pressing). Und man soll die große Linie und die langen Phrasen nicht aus den Augen verlieren (kluge Taktik).

Termine

Donnerstag, 08.06.2023 20:00 Uhr Konzerthaus Berlin

Anna Vinnitskaya, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Emmanuel Tjeknavorian

Chatschaturjan: Suite aus „Gajaneh“, Rachmaninov: Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43, Mussorgski: Bilder einer Ausstellung

Montag, 25.12.2023 19:30 Uhr Kulturpalast Dresden

Sergey Khachatryan, Karolina Juodelyte, Dresdner Philharmonie, Emmanuel Tjeknavorian

Korngold: Suite aus „Der Schneemann“, Glasunow: Violinkonzert a-Moll, Saint-Saëns: Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78

Dienstag, 26.12.2023 11:00 Uhr Kulturpalast Dresden

Sergey Khachatryan, Karolina Juodelyte, Dresdner Philharmonie, Emmanuel Tjeknavorian

Korngold: Suite aus „Der Schneemann“, Glasunow: Violinkonzert a-Moll, Saint-Saëns: Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78

Rezensionen

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Lupenrein, klar, prägnant in seiner Artikulation und variabel in seinen Ausdrucksmöglichkeiten zeigt Emmanuel Tjeknavorian die ganze Breite seiner Fähigkeiten weiter

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