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Edward Gardner ist neuer Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra

Vom hohen Norden zurück auf die Insel

Zum Einstand als neuer Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra hat sich der Brite Edward Gardner ein hochromantisches und wohlüberlegtes Programm ausgedacht, mit dem er durch sieben deutsche Städte tourt.

vonJulia Hellmig,

Ein Hauch Skandinavien weht im November durch Deutschlands Konzertsäle. Denn das London Philharmonic Orchestra (LPO) ist mit seinem neuen Chefdirigenten unterwegs. Seit seiner Gründung im Jahr 1932 durch Sir Thomas Beecham entwickelte sich das Orchester zu einem äußerst vielseitigen Ensemble, das nicht nur im Konzertsaal und Opernhaus, sondern auch im Kino präsent ist. Weltberühmte Soundtracks wie die mit einem Oscar ausgezeichnete Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“ wurden vom hauseigenen LPO-Label produziert.

Zwei goldene Regeln gäbe es für ein Orchester, sagte einst der für seinen Humor bekannte Gründervater Beecham: „Gemeinsam beginnen und gemeinsam aufhören. Das Publikum schert sich nicht darum, was dazwischen passiert.“ Doch offenbar ist dazwischen immer genau das Richtige passiert, denn nächstes Jahr feiert das Orchester sein neunzigjähriges Bestehen.

Edward Gardner ist seit September neuer Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra

Auf Adrian Boult, William Steinberg und John Pritchard folgten Bernard Haitink, Georg Solti, Klaus Tennstedt, Franz Welser-Möst und Kurt Masur, bevor 2007 der damals gerade einmal 34-jährige Russe Vladimir Jurowski den Chefposten übernahm. Seit September 2021 heißt der neue Chefdirigent Edward Gardner. Der dynamische Brite mit den stahlblauen Augen wurde 1974 in Gloucester geboren und studierte an der University of Cambridge sowie der Royal Academy of Music.

Er war Assistent von Sir Mark Elder beim Hallé Orchestra und verbrachte drei Jahre als Music Director der Glyndebourne Touring Opera. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen die Ernennung zum Dirigenten des Jahres der Royal Philharmonic Society sowie ein Order of the British Empire für Verdienste um die Musik bei den Queen’s Birthday Honours.

Zehn Jahre lang war er Music Director der English National Opera und arbeitete mit Opernhäusern wie der Mailänder Scala, der Opéra National de Paris, der Metropolitan Opera, Nederlandse Opera und dem Royal Opera House Covent Garden zusammen. Besonders leidenschaftlich setzt er sich für den Nachwuchs ein und gründete 2002 das Hallé Youth Orchestra.

Hommage an seine skandinavische Wahlheimat

Der charismatische Künstler scheint auf seiner Insel verwurzelt zu sein, doch 2015 folgte er dem Ruf aus dem Hohen Norden und wurde Chefdirigent der Bergen Philharmonic. Das Tournee-Programm ist eine Hommage an seine skandinavische Wahlheimat, die in Jean Sibelius’ zweiter Sinfonie musikalisch zum Ausdruck kommt. Die Verbindung zurück nach Deutschland schafft Jan Lisiecki mit Robert Schumanns Klavierkonzert a-Moll, das Edvard Grieg in den 1850er-Jahren während seines Studiums in Leipzig so nachhaltig beeindruckt hat, dass er sein eigenes Klavierkonzert kurzerhand in derselben Tonart komponiert hat.

Ein hochromantisches und wohlüberlegtes Programm zum Einstand des neuen Chefdirigenten, der das LPO und seinen Klang bereits seit seiner Kindheit kenne und schwärmt: „Die Brillanz, Leidenschaft und Virtuosität der Musiker versetzen mich immer wieder in Erstaunen“.

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