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Highlights der Saison 2025/2026 – Berlin & Brandenburg

Von Korngold bis zur Sonnenorgel

concerti-Autor Helge Birkelbach stellt seine persönlichen Highlights der kommenden Saison vor.

vonHelge Birkelbach,

Über Kürzungen im Berliner Kulturhaushalt soll hier nicht die Rede sein. Eher darf man sich freuen, dass die Saison 2025/26 wieder (beziehungsweise noch) prall gefüllt ist mit Konzerten, Uraufführungen und Sichtbarmachungen, die so typisch für die Hauptstadt sind wie ihre Baustellen und Interimslösungen. Eine davon ist die Komische Oper, die seit August 2023 wegen Umbaus den Spieltrieb ins Schillertheater verlegen musste. Mit ihrer ganzen Morbidität betört hier eine neue „Salome“ unter der Regie von Evgeny Titov. Die Oper von Richard Strauss dirigiert GMD James Gaffigan (22.11.).

Nur wenige hundert Meter entfernt, an der Deutschen Oper, verabschiedet sich unterdessen sein Kollege Sir Donald Runnicles. Erich Wolfgang Korngolds selten gespielte Oper „Violanta“ steht auf dem Programm, ein Einakter des damals erst 19-jährigen Wiener Wunderkinds zwischen Endzeitgefühl, Jugendstil und Psychoanalyse (25.1.). Die Staatsoper Unter den Linden lässt Matthias Pintscher und seine neue Oper „Das kalte Herz“ pochen, er selbst dirigiert, die Inszenierung übernimmt der Grammy-nominierte James Darrah (11.1.).

An der Staatsoper Unter den Linden dirigiert Matthias Pintscher seine neue Oper „Das kalte Herz“
An der Staatsoper Unter den Linden dirigiert Matthias Pintscher seine neue Oper „Das kalte Herz“

Auch jenseits der Oper kann die Institution am Prachtboulevard punkten. Mit „Musik aus fernen Rundfunktagen“ erinnern Christian Thielemann und die Staatskapelle Berlin an die Zeit, als Jazz und Varieté die Sinfonik bereicherten (15.2.). Im angrenzenden modernen Pierre Boulez Saal haben die kleinen Formen ihren Platz. Die in Bochum geborene Pianistin Schaghajegh Nosrati spielt Partiten von Johann Sebastian Bach (16.11.). Ihrem Mentor Sir András Schiff sind zum Jahreswechsel ganze sechs Porträtkonzerte gewidmet, mit Werken von Joseph Haydn zu Beginn (18.12.).

Wo die großen Sinfonieorchester der Welt sich versammeln

Vor dem benachbarten Konzerthaus ist die Sanierung des Gendarmenmarkts nun abgeschlossen, aber irgendwie fehlt das Grün. Sei’s drum: Im Schinkelbau strahlt Chefdirigentin Joana Mallwitz – jüngst mit dem Opus Klassik ausgezeichnet und auch andernorts viel gebucht– heller denn je. Zur Saisoneröffnung hat sie Alice Sara Ott eingeladen, die ein für sie geschriebenes Konzert des Composer in Residence Bryce Dessner präsentiert (5.9.). Als Artist in Residence ist die Pianistin mehrfach zu erleben, unter anderem mit Ludwig van Beethovens drittem Klavierkonzert (22.5.). Die neue Spielzeit startet wie immer mit dem Musikfest Berlin, wo die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Kirill Petrenko mit zwei verschiedenen Programmen vertreten sind, unter anderem mit Bernd Alois Zimmermanns Oboenkonzert. Solist ist Albrecht Mayer (17.9.).

Abel Selaocoe und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin geben ein Casual Concert in der Philharmonie
Abel Selaocoe und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin geben ein Casual Concert in der Philharmonie

Regelmäßig nutzt das Deutsche Symphonie-Orchester die Philharmonie als Spielstätte. Im Rahmen seines ambitionierten Saisonschwerpunkts „Afrodiaspora – Composing While Black“, noch geprägt von seinem bereits verabschiedeten Direktor Thomas Schmidt-Ott, tritt das DSO mit dem südafrikanischen Cellisten Abel Selaocoe bei einem Casual Concert auf (20.3.). Die Philharmonie dient aber nicht nur als begehrter Aufführungsort für quasi alle großen Sinfonieorchester der Welt, sie beherbergt auch eine Welt für sich: die Schuke-Orgel mit ihren 90 Registern und insgesamt fast 6500 Pfeifen. Im November wird sie 60 Jahre alt. Grund genug zum Feiern: Der junge Organist Jan Liebermann spielt ein Recital (12.10.) und ein Late Night Konzert (13.12.), letzteres zusammen mit Soloflötist Emmanuel Pahud.

Die Königin in Brandenburg

Auch außerhalb Berlins macht die „Königin der Instrumente“ mächtig Wind. Brandenburg ist bekannt für seine Orgeltradition und die zahlreichen aufwendig restaurierten Instrumente. Regelmäßig lädt die „Sonnenorgel“ von St. Peter und Paul in Görlitz bei „orgel punkt 12“ zu kostenlosen mittäglichen Meditationen nach dem Gottesdienst (2.9.) ein. Die Oberkirche St. Nikolai in Cottbus widmet sich „Bach und Frankreich“ (11.10.), die Nikolaikirche Potsdam startet „Mit Bach in den Advent“, Solist ist Björn O. Wiede (30.11.).

Präsentiert mit Kristian Bezuidenhout Mendelssohns Doppelkonzert in Potsdam: Alina Ibragimova
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Auch barocke Oper fühlt sich in einer Kirche wohl: Die beliebte Potsdamer Winteroper lockt 2026 in die Friedenskirche mit „Zanaida“, komponiert von Bach-Sohn Johann Christian. Die Kammerakademie Potsdam (KAP) spielt unter der Leitung von Johanna Soller, Regie führt Rahel Thiel (27.2.). KAPmodern widmet sich im Foyer des Nikolaisaals mit Morton Feldman, Giacinto Scelsi und anderen der Wirkung weniger Töne (4.2.), während sich Alina Ibragimova und Kristian Bezuidenhout im großen Saal ganz vielen Tönen hingeben: in Felix Mendelssohns Doppelkonzert für Violine und Klavier (25.4.). Rising Star Lukas Sternath gibt sein KAP-Debüt mit Beethovens fünftem Klavierkonzert, die Leitung hat Kerem Hasan (9.5.).











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