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Klassik-Highlights der Saison 2025/2026 in Hessen, Rheinland-Pfalz & Saarland

Von Barock bis Birtwistle

concerti-Autorin Hannah Bernitt stellt ihre persönlichen Höhepunkte der kommenden Saison in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland vor.

vonHannah Bernitt,

Der Sommer ist so gut wie vorüber, und die Tage werden kürzer – doch Anflüge von Nostalgie lassen sich mit einem Blick auf prall gefüllte Spielpläne vermeiden. Die Theater und Orchester in Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz haben neue Kräfte geschöpft für ein so vielfältiges Angebot, dass man dem Saisonauftakt regelrecht entgegenfiebert. Mit „Good Vibrations“ setzt das Kronberg Festival ab dem 23.9. einen neuen Impuls: Die Musik als Quelle der Energie aus neurologischer und psychologischer Sicht wird hier demonstriert und diskutiert. Größen wie Lisa Batiashvili oder András Schiff treten ihre Reise in den Taunus ebenso an, wie das Brooklyn Rider Streichquartett, das sich mit „Healing“ ein besonderes Konzept überlegt hat. Nicht gesund hingegen sind die Beziehungen, die der junge Regisseur Kilian Bohnensack am 24.10. mit der Premiere des Doppelabends „The Telephone / Il combattimento“ am Staatstheater Wiesbaden beleuchtet. Die Fusion aus Gian Carlo Menottis Moderne und Claudio Monteverdis Archaik stellt eine unangenehme Frage: Liebe oder Freiheit?

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Raritäten auf der Opernbühne

Humorvoller präsentiert sich die Oper Frankfurt ab dem 11.12.: Der Einakter „Punch and Judy“ von Harrison Birtwistle erzählt eine groteske Familientragödie – britischer Zynismus inklusive – mit einer avantgardistischen Klangsprache, die schon Benjamin Britten beeindruckte. Das Kontrastprogramm gibt es dann ab Januar, wenn „Amor vien dal destino“ des venezianischen Komponisten Agostino Steffani Premiere feiert. Steffani fand im Jahr 1728 auf seiner Durchreise ausgerechnet in Frankfurt zur letzten Ruhe. Beigesetzt im Kaiserdom, schwebt sein Geist nach fast 300 Jahren erneut durch die Stadt. Nicht einen, sondern gleich 16 Sterbefälle behandelt Francis Poulencs Bühnenwerk „Dialogues des Carmélites“ ab dem 7.2. am Saarländischen Staatstheater. Beruhend auf wahren Ereignissen, erhoben 16 Frauen ihre Stimmen gegen das französische Gewaltregime, bis die Guillotine sie verstummen ließ. Historisch umstritten hingegen ist die alttestamentarische Erzählung um Kain und Abel, die der damalige Generalmusikdirektor am Staatstheater Darmstadt, Felix Weingartner, 1914 auf die Bühne brachte. Ab dem 28.3. ist sein Werk erstmalig in den Hallen der alten Wirkungsstätte wieder zu erleben.

Zwischen Märchen, Traum und Wirklichkeit: Christiane Karg lotet in Ludwigshafen Lieder von Ravel aus
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Musikalische Liebesgrüße

Auch abseits der Opernbühne gibt es einiges zu entdecken: Das Staatsorchester Mainz begrüßt seinen neuen Generalmusikdirektor Gabriel Venzago, der am 24.10. mit Violinistin Eldbjørg Hemsing und Tan Duns „Fire Ritual“ das Staatstheater einheizt. In frischem Gewand erstrahlt die BASF Kulturfabrik, die anlässlich des Jubiläums um Maurice Ravel ab dem 9.11. insgesamt sechs Konzerte mit bekannten Meisterwerken und selten gehörten Schätzen präsentiert. Alexander Krichel, Christiane Karg, Cathy Krier und auch das Busch Trio zeichnen für die Reihe „Ravel_150“ ein umfassendes Bild des Komponisten. Am Saarländischen Staatstheater darf sich hingegen der Cellist Wolfgang Emanuel Schmidt vielseitig präsentieren. Als „Artist in Focus“ wird er mit den Konzerten von Aram Chatschaturjan und Robert Schumann auftreten und im März mit „Liebesgrüßen aus Hollywood“ auch als Dirigent zu erleben sein.

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Kommt für die Reihe „quick & classy“ zum hr-Sinfonieorchester: Montpelliers Generalmusikdirektor Roderick Cox
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Mut zum Unkonventionellen

Seltener als das Cello steht die Gitarre als Soloinstrument auf dem Programm – im Januar bieten die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Rafael Aguirre mit dem Konzert von Joby Talbot dem Instrument ein Forum. Darf es noch unkonventioneller sein? Dann empfiehlt es sich, den Spielplan der Deutschen Radio Philharmonie mit ihrem Creative Partner Brett Dean zu verfolgen. Der australische Bratschist bereichert das Repertoire mit fantasievollen und ausdrucksstarken Kompositionen. Ab April wird er als Solist und Kammermusiker mit eigenen Werken in Saarbrücken zu hören sein. Und falls der lang ersehnte Kulturbesuch nicht in den Kalender passen will, hat das hr-Sinfonieorchester eine Lösung parat: Die Reihe „quick & classy“ bietet Kompaktkonzerte zur After-Work-Zeit an, die im Anschluss zu einem Gespräch an der Bar einladen – perfekt für Vielbeschäftigte!

Ganz klar: Eine schillernde Spielzeit steht bevor – es wird höchste Zeit, die Sonnenbrille gegen das Opernglas einzutauschen.











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