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Klassik-Highlights der Saison 2025/2026 in Baden-Württemberg

Kultureuphorie im Ländle

concerti-Autor Patrick Erb stellt seine persönlichen Highlights der kommenden Saison in Baden-Württemberg vor.

vonPatrick Erb,

Ob Laufrad oder Automobil, Schillers „Die Räuber“ oder Hölderlins „Hyperion“ – der Südwesten war und ist ein Motor der Kunst und Kultur, lange schon bevor Baden und Württemberg sich zusammenschlossen. Diese schöpferische Tradition klingt bis heute nach: Auf kompakten 35.000 Quadratkilometern bündeln sich starke Impulse für Oper und Konzert – auch in der Spielzeit 2025/26. Und das Beste: Vom geografischen Mittelpunkt des Landes aus sind dieser Kulturstätten selten mehr als zwei Zugstunden voneinander entfernt. Ein genauerer Blick auf diese vitale Landschaft lohnt daher umso mehr.

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Was wäre Musik ohne Liebe? Vermutlich: unerhört. Die Stuttgarter Philharmoniker widmen sich in ihren sinfonischen Konzerten acht besonderen musikalischen Liebeskonstellationen. Ein Höhepunkt ist das Konzert mit Frank Strobel zum 1925 gedrehten Stummfilm „Der Rosenkavalier“, für die Richard Strauss’ Opernmusik verwendet wurde. Mit festlichen Klängen begrüßen das SWR Symphonieorchester und Chefdirigent François-Xavier Roth das Jahr 2026 in Stuttgart und Freiburg. Auf dem Programm: Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“, Philippe Manourys „Saccades“ sowie Ravels impressionistisches Meisterwerk „Daphnis et Chloé“.

Auch in Heidelberg gibt es Grund zur Freude. Die 1903 im Jugendstil errichtete Stadthalle öffnet nach umfassender Sanierung wieder ihre Türen – ein Ereignis, das das Philharmonische Orchester Heidelberg mit Starpianistin Claire Huangci gebührend aufgreift: Unter der Leitung von Mario Venzago erklingen dessen Klavierkonzert sowie Bruckners zweite Sinfonie (21. & 22.1). In Mannheim führt Roberto Rizzi-Brignoli, nun in seinem dritten Jahr als Generalmusikdirektor, die Mahler– und Richard-Strauss-Zyklen im Rahmen der Musikalischen Akademien im Rosengarten fort.

Steile Karriere: Klaus Mäkelä residiert mit dem Concertgebouw-Orchester, dessen Chef er ab 2027/28 ist, für die nächsten drei Jahre in Baden-Baden
Steile Karriere: Klaus Mäkelä residiert mit dem Concertgebouw-Orchester, dessen Chef er ab 2027/28 ist, für die nächsten drei Jahre in Baden-Baden

Im Kurbad klingt’s am Besten

Die Osterfestspiele Baden-Baden setzen derweil Maßstäbe. Nach dem Abschied der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko, die sich wieder den Salzburger Festspielen zuwenden, konnten für 2026 zwei der gefragtesten Dirigenten ihrer Generation gewonnen werden: Joana Mallwitz, frisch gekürte Dirigentin des Jahres, und Klaus Mäkelä. Mallwitz leitet das Mahler Chamber Orchestra in der Festspielproduktion „Lohengrin“ (Regie: Johannes Erath) sowie in Brittens „War Requiem“. Mäkelä dirigiert Bachs „Matthäus-Passion“ und Bruckners achte Sinfonie. Ein Liederabend der international gefeierten Sopranistin Asmik Grigorian mit Werken von Tschaikowsky und Rachmaninow setzt dem Festspielprogramm die Krone auf.

Wagners musikalisch luzide Schwanenritterlegende wird im Südwesten zudem zum Zentrum eines badischen Opernderbys: Neben Baden-Baden zeigen auch das Nationaltheater Mannheim und das Badische Staatstheater Karlsruhe neue „Lohengrin“-Inszenierungen. Beide Häuser glänzen darüber hinaus in dieser Saison mit prominenten Produktionen: So inszeniert Calixto Bieito in Mannheim Bohuslav Martinůs Ausnahmewerk „Die Griechische Passion“. In Karlsruhe ist Barock-Experte René Jacobs im Rahmen der Händel-Festspiele zu erleben. Zudem setzt die Fächerstadt mit Rameaus „Les Boréades“ ihre auf zehn Jahre angelegte Reihe zum französischen Repertoire fort.

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Vielfach in Baden-Würrtemberg zu erleben: Alte Musik-Experte René Jacbos
Vielfach in Baden-Würrtemberg zu erleben: Alte Musik-Experte René Jacbos

Barock boomt

Jacobs wiederum dirigiert beim Heidelberger Frühling gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester Vivaldis selten aufgeführte Oper „Il Giustino“. Das Zentrum barocker Musikverehrung bleibt dennoch Schwetzingen. Die ehemalige Sommerresidenz von Kurfürst Karl Theodor beherbergt das älteste erhaltene Rangtheater Europas – eine gern genutzte Spielstätte für das Theater Heidelberg, das im Rahmen des Winter in Schwetzingen Agostino Steffanis Rarität „La libertà contenta“ zeigt, sowie für die Schwetzinger SWR Festspiele, die im Mai mit Monteverdis „L’Orfeo“ in ihre 74. Ausgabe starten.

Im Bereich der Neuen Musik gibt vor allem der schwäbische Landesteil den Ton an. Neben den renommierten Donaueschinger Musiktagen leistet insbesondere das Festival Weit! – Neue Musik Weingarten wichtige Impulse. Fokuskünstler ist dieses Jahr Enno Poppe, der als Dirigent wie Komponist zu den verdientesten Stimmen der Gegenwart zählt.

Enno Poppe zählt zu den prägenden Figuren der zeitgenössischen Klassik
Enno Poppe zählt zu den prägenden Figuren der zeitgenössischen Klassik

Schwäbischer Innovationsgeist

Zeitgenössisches Musiktheater hat indes an der Staatsoper Stuttgart einen festen Platz. In „I did it my way“, einer Koproduktion mit der Ruhrtriennale, rückt das Haus zentrale Gegenwartsthemen in den Fokus: Freiheit, Heimat, Emanzipation und den brüchigen Traum vom amerikanischen Leben – mit Musik von Frank Sinatra und Nina Simone und den Sänger-Darstellern Lars Eidinger und Larissa Sirah Herden. Die zweite Uraufführung der Saison, die Mixtape-Oper „Station Paradiso“, stellt Stuttgart selbst als Ort von Herkunft und Sehnsucht ins Zentrum.

Bewährtes zeigt und Neues wagt das SWR Vokalensemble mit dem Themenkonzert „Krieg und Frieden“, mit dem das Ensemble im Südwesten auf Tournee geht. Neben Weills „Berliner Requiem“ und Brittens Chorstück „Ad majorem Die gloriam“ steuert Mike Svoboda eine thematisch passende Uraufführung bei.






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